Amateurfunk - warum macht man sowas heutzutage noch?
"Warum machst du das mit diesem Funk da überhaupt heutzutage?", ist die Frage meines Arbeitskollegen, die mich wieder einmal da sitzen lässt und mich um eine Antwort ringen lässt. Die Antwort darauf ist nuanciert, hoch individuell und gar nicht so einfach erklärt. Dieser Artikel ist hauptsächlich gerichtet an jene, die selbst nicht funken, sollte aber ebenso interessant sein für alle, die es bereits tun. Ziel ist es, zu verstehen, was Neueinsteiger dazu bewegt, dieses Hobby zu beginnen und was ebenjene Personen motiviert, dieses Hobby nach dem Einstieg auch weiter auszuüben.
Deshalb möchte ich verschiedene Teilfragen, die zur Beantwortung dieser Frage notwendig sind, beantworten. Dies sowohl aus der Sicht des Autors, als auch aus der Sicht verschiedener Nachwuchs-Amateurfunker, die mir netterweise Einblick in ihre Gedankenwelt zu dem Thema gegeben haben.
Was ist Amateurfunk überhaupt?
Eine Beschreibung
"Der Amateurfunkdienst ist im Sinne der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) ein Funkdienst, der von Funkamateuren ohne finanzielle Interessen zu Zwecken der Selbstausbildung, der gegenseitigen Verständigung und technischer Untersuchungen betrieben wird.", sagt die Wikipedia.
Eine arg verklausulierte Aussage. Ich versuche es meistens mit einer Aussage in der Richtung: "Wir Funker beschäftigen uns komplett freiwillig mit der Technik, einfach um selbst dazu zu lernen, weltweit Kontakte zu knüpfen und einfach Sachen auszuprobieren, zu experimentieren, Dinge herauszufinden."
Außerdem ist festzuhalten, dass es, zumindest in meiner Sicht, nicht DEN Amateurfunk gibt. Amateurfunk sind hunderte Facetten und Einzelhobbys, die aber alle eins gemeinsam haben: Wir benutzen Hochfrequenztechnik zur Durchführung unseres Hobbys und wir haben alle eine staatliche Prüfung abgelegt, die uns innerhalb des gesetzlichen Rahmens erlaubt, das zu tun, was wir tun möchten. Mehr zu dieser Vielfalt später.
Die Stimmen des Artikels
Wer sind wir eigentlich?
Großen Dank an dieser Stelle schonmal an die Mitwirkenden und Stimmen in diesem Artikel (Daten Stand Mitte 2025):
- der Autor, Stefan Wolf, Rufzeichen DB4SCW, 32 Jahre alt, seit 2021 (mit 29) Funkamateur
- Justus, Rufzeichen DG1ETK, 17 Jahre alt, seit 2022 (mit 14) Funkamateur
- Marija, Rufzeichen YU3AWA, seit 2015 (mit 16) Funkamateurin
- Andreas, Rufzeichen DO8ABS, 41 Jahre alt, seit 2010 (mit 26) Funkamateur
Wir fangen diesen Artikel ein wenig von hinten an: Wir starten damit, was uns im Hobby fasziniert, gehen über zum Thema, wie man überhaupt dazu kommt, sich für dieses Hobby zu entscheiden und enden bei einer (unvollständigen) Auflistung, was man eigentlich mit Amateurfunk alles machen kann.
Die Faszination
Was hat uns gelockt, was hält uns hier?
DB4SCW:
Ich bin jemand, der in Amateurfunkkreisen als "antennengeschädigt" bezeichnet wird - also jemand, der daheim, nutzbar vom warmen Wohnzimmer aus, keine Antennen aufbauen kann. Ich packe also regelmäßig mein Funkgerät, einen kleinen Akku und eine Antenne (meist einfach nur eine passende Länge Draht) und dann zieht es mich nach draußen.
Und dann baue ich im Grünen alles auf, schalte mein Gerät ein und schon geht es los. Das wohlige Rauschen und Blubbern des Universums (die immer noch vorhandene Hintergrundstrahlung des Urknalls) dringt aus den Lautsprechern und ich kann loslegen.
Ich drücke die Sendetaste und mit maximal nur der Energie einer alten Glühbirne von 100W, einem klein wenig Technik und diesem bisschen Draht geht ein Signal in die Welt. Interagiert dort mit der Physik (der Ionosphäre der Erde im Zusammenspiel mit der Sonne) und der Natur (teilweise Wetterphänomene wie Inversionswetterlagen) und landet dadurch an einem anderen Ort irgendwo auf der Erde. Zumindest im Genauen unvorhersehbar, überraschend, immer wieder neu, an keinem Tag sind die Konditionen dieselben.
Und dort sitzt (hoffentlich) ein gleichgesinnter Mensch, hört mein Signal und antwortet mir. Und dann teilt sich das Hintergrundrauschen des Universums und eine Stimme (oder ein digitales Signal) ertönt. Ein Kontakt. Mensch zu Mensch, ohne Infrastruktur, reine Physik. Teilweise zu Michael um die Ecke, teilweise zu Jason in Australien oder Kazuhito in Japan. Das kitzelt, das reizt mich, da beginnt für mich die Faszination Funk.
Weiterhin faszinieren mich Aktivitätsprogramme. Beispielsweise POTA, bei denen es Punkte dafür gibt, Kontakte mit Menschen zu haben, die wie ich überwiegend draußen funken. Oder das von mir mitkoordinierte globale Event "Meme Appreciation Month", bei dem man für Kontakte mit speziellen Sonderrufzeichen, die sich an Jugend- und Memekultur orientieren, Diplome (also Zertifikate für gewisse Anzahlen an Kontakten) erarbeiten kann. Abschließend sind da noch Conteste, eine Art Funkwettbewerb, bei denen es meist darum geht, in einer Art sportlicher Wettbewerb entweder die meisten Kontakte aller Teilnehmer zu erreichen oder die größten Distanzen zu überbrücken.
All das ist eine Art "Gamification" - sie machen das Funken zusätzlich spannend, machen es "spielerisch". Und außerdem sorgen sie dafür, dass man als vergleichsweise nicht seltene deutsche Station, wenn man so ins Nichts hinausruft, nicht nur einen oder zwei Antworten bekommt, sondern plötzlich manchmal 50 oder 100 Menschen aus allen Ecken der Welt gleichzeitig versuchen, mit mir zu sprechen.
Dieses Chaos (Fachsprache "Pileup") zu bändigen, zu lenken und jedem der Anrufer seinen Kontakt mit mir zu verschaffen, das alles unter Aufwendung großer Konzentration über lange Zeit - auch das ist große Faszination und fast schon sportlicher Ansporn für mich.
Und dann sind da die Freundschaften, die man über die Funkwellen, wie auch im realen Leben knüpft. Highlight für mich war bis jetzt der Besuch im privaten Shack (dem Ort, wo die Funkgeräte stehen) einer Big-Gun Station (Fachsprache für große, leistungsfähige Funkstation) während meines Urlaubs in Japan und der Möglichkeit, dort als Rufzeichen JK1STI Betrieb machen zu können - gemeinsames Sushiessen vorher inklusive. All das hätte ich ohne Amateurfunk nie erleben dürfen: Völkerverständigung hautnah.
DG1ETK:
Ich denke, dass ein Großteil der Faszination für mich aus der ionosphärischen Reflexion der Funkwellen kommt. Die Vorstellung, dass Funkwellen aus meiner Antenne zwischen Atmosphäre und Wasseroberfläche hin und her geworfen werden, beeindruckt mich zutiefst. Aber auch das Basteln an Elektronik und die Theorie der Hochfrequenzelektronik sind - meiner Meinung - nach interessante Aspekte des Hobbys.
Der Amateurfunk ist ein wahnsinnig vielfältiges Hobby. Unter den vielen Disziplinen wie QRP (Funken mit wenig Leistung, meist weniger als 10 Watt), Contest (dem Funkwettbewerb), ARDF (dem sportlichen Peilen von kleinen, versteckten Amateurfunksendern draußen im Grünen), Antennenbau, Elektronikbasteln, etc. ist für jeden etwas dabei. Für mich ist besonders das Bauen meiner eigenen Antennen ein wichtiger Motivationsgrund. Das Ausprobieren neuer Antennenkonzepte und das Anpassen dieser an die für einen zugängliche Umgebung macht mir großen Spaß, selbst wenn ich dabei nicht am Senden bin. Auch die Innovationen, welche durch den Amateurfunk hervorgebracht werden, zu beobachten, ist sehr eindrucksvoll. Die Leistungen, welche von Funkamateuren in Projekten wie FreeDV (digitale Sprachübertragung), WSJT-X (Programm für digitale Übertragungen, optimiert für schwierige Bedingungen) und VarAC (Emails über Hochfrequenz) geleistet wurden, sind immens. Zudem ist das Bauen von Hochfrequenzelektronik für mich schwer faszinierend, da sie teilweise doch sehr kontraintuitiv sein kann und auf besondere Präzision geachtet werden muss. Generell ist auch die Stimmung, welche den Amateurfunk umgibt, eine sehr neugierige und willkommene. So veröffentlichen Funkamateure ihre Erkenntnisse oftmals frei zugänglich, sodass alle anderen mit profitieren.
YU3AWA:
Die Frage, was uns in diesem Hobby hält, ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn jeder von uns ist unterschiedlich. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass dieses Hobby so viele verschiedene Möglichkeiten bietet, dass jeder etwas finden kann, das ihm gefällt und ihn interessiert.
Von ARDF, über Elektronik, dem Zusammenbauen verschiedener kleiner Geräte, dem Bau von Antennen, der Teilnahme an Wettbewerben auf verschiedenen Frequenzbereichen und Funkwellen, der Arbeit mit Jugendlichen, portabler Betrieb, bis hin zu Programmen wie WWFF, POTA, SOTA, COTA – es gibt so viel, was dieses Hobby zu bieten hat, dass es keine Chance gibt, dass einem jemals langweilig wird oder dass man genug davon hat.
Es ist auch gut, die gesammelten Erfahrungen mit anderen Funkamateuren zu teilen und auf diese Weise noch mehr zu lernen.
In den letzten Jahren war ich sehr aktiv im POTA-Programm, das zu einer meiner Lieblingsaktivitäten im Hobby geworden ist, weil jede Aktivierung, selbst wenn sie am selben Ort stattfindet, eigentlich nie gleich ist.
Ich mag die Herausforderungen, die portable Arbeit mit sich bringt – man kann dabei sehr viel lernen.
Außerdem freue ich mich, dass ich dank des Hobbys viel reisen konnte und von großartigen Contest-Standorten aus arbeiten durfte.
DO8ABS:
Auf der großen Spielwiese des Amateurfunks sind für mich persönlich die verschiedenen Betriebsarten auf der Kurzwelle und der Selbstbau bzw. das Testen von Antennen, ein sehr wichtiger Bestandteil des Hobbies. Die Faszination war für mich aber von Beginn an bis heute der Sprechfunk, nämlich mit einem fremden Menschen, entweder über kurze oder sehr weite Entfernung hinweg, das erste mal in Kontakt zu kommen. Es entwickelt sich entweder ein kurzes, banales oder vielleicht ein sehr langes, höchst interessantes Gespräch.
Ich bin aber auch immer auf der Suche nach seltenen Rufzeichen und dafür eignen sich aus meiner Sicht natürlich am besten die vielen Conteste auf der Kurzwelle. Ich kann stundenlang alleine zuhause oder auch mit Gleichgesinnten (z.B. den Nachbarn aus B04 und der gemeinsamen Contest-Gruppe mit DL1D), vorm Funkgerät sitzen und Kontakt nach Kontakt einsammeln.
Ich nehme auch in jeden Urlaub mindestens ein Handfunkgerät mit. Viele Funkfreunde sagen mittlerweile, auf den Relais (eine Art "Verstärker" auf meist exponiertem Standort, der effektiv die Reichweite kleiner Funkgeräte erhöht) wäre wenig los, ich finde aber wirklich immer Funkpartner von denen ich zumindest eine gute Adresse für ein Abendessen mit meiner Frau bekommen kann.
So bin ich auch öfter für meinen Arbeitgeber in ganz Deutschland auf Lehrgängen unterwegs, manchmal für mehrere Monate am Stück. Hier benutze ich dann die Relais, um mit örtlichen Gleichgesinnten Kontakt aufzunehmen. Daraus ergaben sich z.B. immer wieder mal Einladungen zu Technik-Treffs der lokalen Funkamateur-Community (wie z.B. bei DF0EG), die mir diese Aufenthalte, weit weg von meiner Familie, erträglicher gemacht haben.
Ein weiterer Lehrgang und ein dort stattgefundener fast einstündiger Kontakt mit DF2ZJ eröffneten mir weitere einzigartige Erlebnisse wie eine Führung durch seinen Bereich im DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt). Ich konnte so z.B. in ein Modell des Columbus-Modul der ISS klettern, durch eine Glasfront in den Kontrollraum der ISS schauen, und mir das Innere der MORABA (Mobile Raketenbasis) anschauen. All das wäre ohne Amateurfunk nie passiert. Danke nochmal an dieser Stelle an Frank!
Zu sehr vielen Funkamateuren, die ich während meiner Urlaube oder Lehrgänge gesprochen oder getroffen habe, besteht heute noch guter Kontakt. Amateurfunk ist also nicht nur Sprechen mit Fremden, sondern auch sehr oft ein neuer Kontakt zu Menschen, aus denen manchmal auch Freundschaften entstehen können.
Der Weg zum Hobby
Wie kamst du dazu?
DB4SCW:
Während bei vielen dienstälteren Amateurfunkern der Weg meist über den CB-Funk ging, begann meine Funkkarriere anders. Gestartet hat für mich alles über mein Engagement beim THW, wo ich Funktechnik (damals noch komplett analog) im Bereich BOS ("Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben") kennen und lieben lernen durfte. Jahre später machte ich meinen Sportbootführerschein, bei dem mich die dazugehörigen Funkscheine für Binnen und See angelacht hatten. Natürlich musste ich die machen.
Und in deren Lernfragen gab es immer wieder Verweise auf einen anderen Funkdienst: Den Amateurfunk. Da konnte man wohl funken, ohne Limitierung auf das Boot-Thema. Und viel, viel weiter. Nicht nur bis zur nächsten Schleuse, oder dem nächsten Hafen in Sichtweite, sondern bis auf den nächsten Kontinent, oder den übernächsten. Ein paar Internetrecherche-Stunden und Youtube-Videos später und ich meldete mich bei einem lokalen Ortsverein, dem OV B04 Aschaffenburg. Der Rest ist Geschichte.
DG1ETK:
Tatsächlich bin ich auf den Amateurfunk mehr oder weniger zufällig gestoßen. Ich wollte mir eins von den Baofeng-Funkgeräten (ein klassisches Einsteigergerät) kaufen und habe deswegen recherchiert, wie man diese programmiert. Dabei bin ich auf mehrere Artikel und Videos von Funkamateuren gestoßen und habe erfahren, dass ich eine Lizenz zum Funken mit dem Baofeng brauche. Als ich dann die Kurzwellen-Seite des Amateurfunks kennengelernt hatte, wusste ich, dass das etwas ist, was mir Spaß machen würde. Zwei Monate später habe ich dann auch schon die Prüfung Klasse E gemacht und nicht viel später auf Klasse A geupgradet.
YU3AWA:
Mein Weg zum Hobby begann im Jahr 2013, als der Präsident des Radioclubs, Alex YT3H, meine damalige Grundschule besuchte und eine Präsentation darüber hielt, was ARDF (Amateur Radio Direction Finding) ist. Das hat mir wirklich gefallen, und ich wollte es unbedingt ausprobieren. Später wurde ich Mitglied im Radioclub YU7KMN und zwei Jahre später, im Jahr 2015, legte ich die Prüfung ab, erhielt meine Betriebslizenz und mein Rufzeichen YU3AWA. Mein Rufzeichen habe ich nie geändert.
Ich habe an vielen ARDF-Wettbewerben sowie an Contesten teilgenommen, die am Wochenende über Funkstationen abgehalten werden. Ich liebe Wettbewerbe und genieße sie sehr.
DO8ABS:
Mein Weg zum Amateurfunk führte über meinen Vater der Zuhause eine große CB-FUNK Station hatte. Durch ihn begann ich mit Jedermann Funk und irgendwann hörte ich ausländische Stationen und ich war verwirrt. Ich dachte die Reichweite Betrug bestenfalls 15-20km. Nach Recherchen auf YouTube fand ich heraus: es gibt noch den Amateurfunk. Nachdem ich meinen Vater danach gefragt habe erzählte er mir, dass es in unserer Kreisstadt Miltenberg einen Mann gibt, der mehrere große Antennen, am Auto und am Haus installiert hat.
Also habe ich weiter gesucht und herausgefunden: Es gibt im Amateurfunk einen Verband, der D.A.R.C (Deutscher Amateur Radio Club) heißt und der Vorsitzende des Ortsverbandes Miltenberg war genau dieser Mann, Rudi DL1NCB.
Nachdem ich mit ihm Kontakt aufgenommen habe, hat Rudi meinen Vater und mich in sein Shack (Funkzimmer) eingeladen.
Als ich dieses Zimmer betrat, rauschte dort laut ein Funkgerät und kurz darauf sprach dort jemand auf Englisch mit jemandem den wir aber nicht hören konnten. Rudi erklärte mir, dass die Station, die wir gerade hörten von der Karibikinsel Aruba aus sendete. Er erklärt kurz wie so eine Funkverbindung abläuft und startet danach einen Anruf an die Station auf Aruba. Als diese Verbindung sofort gelang war ich angefixt, mit dem AFU-Virus infiziert.
Ich startete eine Prüfungsvorbereitung mit Rudi. Arbeitsbedingt musste ich mich aber über einen Online-Kurs im Selbststudium vorbereiten und fuhr dann am 28.9.2010 nach Eschborn zur Prüfung bei der Bundesnetzagentur. Seit diesem Tag bin ich Mitglied im D.A.R.C Ortsverband Miltenberg B24 und wann immer ich kann, auf den Frequenzen auf Empfang....
Warum heute noch Amateurfunk?
"Aber du kannst doch heute einfach das Handy nehmen wenn du mit Leuten sprechen willst", höre ich immer wieder. "Übers Internet kannst du die Leute sogar sehen"
Ja und nein. Natürlich, wenn ich genau jetzt zuverlässig mit meinem Kumpel Benny reden möchte, entscheidet sich selbst der eingefleischteste Funkamateur wahrscheinlich für "600 Ohm". So nennen manche Funkamateure das Telefon, weil frühe Telefontechnik diese Impedanz verwendet hat, im Gegensatz zur Funktechnik die hauptsächlich 50 Ohm einsetzt.
Doch diese zielgerichtete, zuverlässige Kommunikation ist zumindest für die meisten ja auch überhaupt nicht das Ziel. Wir basteln, wir experimentieren und wir reden natürlich auch. Aber dort ist es - zumindest für mich - Teil der Faszination, NICHT zu wissen, mit wem ich gleich reden werde.
Was ist Amateurfunk überhaupt?
Was kann man damit alles machen - welche "Einzelhobbys" gibt es?
Diese Auflistung wird definitiv unvollständig sein. Sie enthält nur einen Bruchteil der Möglichkeiten - eben die, die mir gerade einfallen:
- Spreche mit deinem Handfunkgerät mit anderen Funkamateuren in der näheren Umgebung
- Spreche mit einem Kurzwellenfunkgerät mit anderen Funkamateuren rund um den Globus
- Organisiere dich lokal und biete dich für den Katastrophenfall, wenn konventionelle Kommunikation versagt, als Helfer an
- Sende Emails ohne Internetverbindung, sowohl an andere Funkamateure, als auch an beliebige Menschen und Emailadressen
- Benutze Satelliten in der Erdumlaufbahn, um mit deinem Handfunkgerät noch viel weitere Distanzen zu überbrücken
- Rede mit Astronauten auf der ISS, Forschern am Südpol, oder mit dem ehemaligen König von Spanien, Juan Carlos I.
- Benutze den Mond (statt die Ionosphäre) als Reflektor für deine Funksignale
- Versuche, jedes Land der Welt mindestens einmal zu erreichen
- Lerne zu Morsen und verständige dich über Funk mit anderen Menschen, die diese alte Kunst- und Kommunikationsform immer noch aktiv praktizieren.
- Beschäftige dich mit neuester, digitaler Signalverarbeitung und entwickle neue, tolle Möglichkeiten der Kommunikation
- Nehme an einem Kontest teil und stelle dich der sportlichen Herausforderung, alle anderen Funkamateure zu schlagen
- Baue (statt kaufe) deine eigenen Funkgeräte und Antennen und stelle mit deiner selbstgebauten Ausrüstung Kontakte in alle Welt her
Wie fange ich damit an?
Meine Empfehlung für deinen Weg ins Hobby
Interessiert? Klasse! Dann lass uns darüber reden, wie du - meiner Meinung nach - am besten in das Hobby einsteigst.
- Finde deinen nächstgelegenen Ortsverband auf der Website des DARC
- Finde noch 2-3 weitere Ortsverbände in der näheren Umgebung
- Schau dich auf den Infoseiten dieser Ortsverbände um, nimm Kontakt auf und komm zum nächsten OV-Abend.
- Schau dir alle OVs an. Sind die Leute freundlich, sympathisch, nehmen sie dich auf? Bieten sie dir Hilfe beim Lernen zum Bestehen der Prüfung an? Gibt es Vorteile, die vielleicht die Mitgliedschaft in einem bestimmten OV (vielleicht auch weiter weg) rechtfertigen? (z.B. eine Clubstation)
- Such dir deinen Top-Kandidaten aus, tritt dem Ortsverband bei.
- Lerne für die Prüfung. Dabei musst du nicht gleich auf die größte Lizenzklasse zielen, auch mit kleineren Lizenzen kann man viel Spaß haben. Ein Upgrade ist jederzeit möglich!
- Kaufe dir ein einfaches Handfunkgerät. Diese beginnen bereits bei 25 Euro, wirklich gute Qualität, die dein Leben lang halten kann, fängt aber meist erst um die 100 Euro an. Höre während du lernst in die lokalen OV-Frequenzen rein, entwickle ein "Gefühl" für das "Sprech".
- Mache deine Prüfung.
- Mache deinen ersten Kontakt (und wechsle danach das verschwitzte T-Shirt)
- Mache viele, viele weitere Kontakte (dann aber entspannt)
- Schnuppere in die vielen kleinen Unterhobbys ein, die der Amateurfunk zu bieten hat. Dabei helfen dir sicher die anderen Menschen in deinem OV!
- Finde deine "Nische", dein persönliches Lieblings-Subhobby.
- Stocke irgendwann deine Lizenz auf zur "großen" Klasse A.
- Verbringe viele schöne Tage, Stunden, Jahre, Jahrzehnte in diesem schönen Hobby!
Was noch zu sagen bleibt
Vielen Dank fürs Lesen. Vielen Dank für das Interesse.
Vielleicht hast du dich ja entschieden, dir das Hobby Amateurfunk einmal genauer anzusehen. Wenn das so ist: Viel Erfolg und viel Spaß! Vielleicht hört man sich ja mal auf der ein oder anderen Frequenz. Und wenn du einen Einblick in Dinge haben möchtest, die man zum Einstieg alles noch so braucht, hilft dir vielleicht dieser Artikel von mir.
An alle anderen: Weiterhin viel Spaß im Hobby!
73, DB4SCW, Stefan Wolf